Private Hochschulen vs. Öffentliche Hochschulen – Ein Vergleich

Denkblase an der Tafel

Darum geht's

Neben den staatlichen Hochschulen haben sich in den letzten Jahrzehnten auch immer mehr private Hochschulen in Deutschland etabliert. 5 % aller deutschen Studenten sind laut Wissenschaftsrat an einer privaten Hochschule eingeschrieben. Dabei haben private Hochschulen immer noch mit dem Ruf zu kämpfen, eine Anlaufstelle 2. Wahl zu sein. Aber sind die privaten Hochschulen wirklich schlechter oder doch eher Garant für eine steile Karriere?

Zulassungsvoraussetzungen

Private Hochschulen kämpfen oft mit dem Vorurteil, dass hier Kinder reicher Eltern studieren, deren Abiturnote für das Wunschstudium an einer staatlichen Hochschule nicht ausreicht. Dabei wird gerne übersehen, dass auch für die Studiengänge an privaten Hochschulen oft Zulassungsvoraussetzungen gelten.
Anstatt auf die Abiturnote, setzen private Hochschulen allerdings häufig auf Assessment Center, Eignungstests und Bewerbungsgespräche, in denen sie die persönliche Eignung und Motivation der Bewerber prüfen. Dadurch erhalten auch Studieninteressierte einen Studienplatz, die an der staatlichen Hochschule nicht zum Studium zugelassen worden wären. Dies muss aber nicht notwendigerweise ein Nachteil sein. Die wesentlich niedrigeren Abbruchquoten der Studenten an privaten Hochschulen legen vielmehr nahe, dass diese mit ihren Auswahlmechanismen nicht vollkommen falsch liegen.

Studienbedingungen

Große Unterschiede zwischen staatlichen und privaten Hochschulen gibt es bei den Studienbedingungen. Während das Studium an privaten Hochschulen straff organisiert und komplett durchgeplant ist, haben Studenten an staatlichen Hochschulen mehr Freiheiten und größere Flexibilität bei der Gestaltung ihres Studiums. Das kommt vor allem Individualisten entgegen und fördert Autonomie und selbstständiges Denken bei den Studierenden. Zwei Qualitäten, die auf dem Arbeitsmarkt durchaus gefragt sind.
Aber auch das durchstrukturierte Studium an der privaten Hochschule hat Vorteile. Über 90 % der Studenten bringt hier ihr Studium zu Ende, während an den staatlichen Hochschulen ungefähr jeder 4. Student sein Studium abbricht. Ein weiterer positiver Effekt der starken Strukturierung: Mit 90 % beenden wesentlich mehr Studenten an der privaten Hochschule als an der staatlichen Hochschule ihr Studium innerhalb der Regelstudienzeit.
Während vor allem die Studenten staatlicher Universitäten häufig über überfüllte Hörsäle klagen, bieten private Hochschulen kleine Lerngruppen und eine intensivere, individuelle Betreuung und Förderung. Auf 30 Studenten kommt an den privaten Hochschulen ein Dozent.
Dank Studiengebühren und Förderung aus der Wirtschaft bieten private Hochschulen meist gut ausgestattete Räume, moderne Technik, aktuelle Lernmaterialien und ein hohes Service-Niveau. Staatliche Hochschulen können hier oft nur mit antiken technischen Geräten und renovierungsbedürftigen Räumlichkeiten aufwarten.

Anspruch des Studiums

Ein weitverbreitetes Vorurteil ist, dass das Studium an der privaten Hochschule leichter sei – schließlich gelte es, zahlende Kunden nicht zu vergraulen. Natürlich gibt es hier unter den privaten Hochschulen ein paar „schwarze Schafe“. Nicht alle privaten Hochschulen lassen sich aber über einen Kamm scheren, wie auch Thomas May vom Deutschen Wissenschaftsrat in der Süddeutschen Zeitung betont: „[D]er Markt [ist] sehr heterogen. Es gibt sehr starke private Hochschulen, aber eben auch solche, von denen man sich nicht vorstellen kann, dass sie jemals fliegen werden.“

Zudem durchlaufen seit der Bologna Reform alle Studiengänge, ob an privaten oder staatlichen Hochschulen, den gleichen Akkreditierungsprozess. Vom Wissenschaftsrat beauftragte Agenturen überprüfen dabei die Qualität der Studiengänge sowie die Studierbarkeit. Das Akkreditierungsverfahren gibt Studenten ein gewisses Maß an Sicherheit, dass auch das Studium an einer privaten Hochschule kein erkauftes „Spaß-Studium“ ohne Niveau ist.

Anderenfalls wären die privaten Hochschulen wohl auch kaum regelmäßig auf den vorderen Plätzen verschiedener Hochschul-Rankings zu finden. Die private ESMT – European School of Management and Technology schaffte es zum Beispiel als einzige deutsche Hochschule unter die Top 30 des Business School Rankings Europa der Financial Times. Auch im CHE Ranking rangieren die privaten Hochschulen auffällig oft auf den vorderen Plätzen.

Fächerauswahl

Bei der Fächerauswahl können die privaten Anbieter nicht mit den staatlichen Hochschulen mithalten. Universitäten bieten in der Regel weit über 100, zum Teil sogar über 200 verschiedene Studiengänge an. Private Hochschulen sind hier wesentlich eingeschränkter in ihrem Angebot. Meist haben sie nur Studiengänge aus bestimmten Bereichen wie Wirtschaft und Technik im Programm. Exotische, soziale oder geisteswissenschaftliche Fächer gehören selten zum Fächerkanon der privaten Hochschulen.

Studiengebühren

Der wohl größte Nachteil der privaten Hochschulen sind die hohen Studiengebühren. Während staatliche Hochschulen nur noch in Niedersachsen Studiengebühren erheben, müssen Studenten für ein Studium an einer privaten Hochschule oft erhebliche finanzielle Mittel aufbringen.
Ein Studium an der Uni Witten / Herdecke schlägt beispielsweise mit etwa 20.000 € für einen Bachelor zu Buche. An der Zeppelin University sind es etwa 4.000 € pro Semester. Durchschnittlich müssen Studenten 520 € pro Monat für ein Bachelor Studium an einer privaten Hochschule aufbringen, Lebenshaltungskosten noch nicht eingerechnet. Und obwohl es häufig Finanzierungsmodelle für diese Gebühren gibt, kann sich nicht jeder die Gesamtkosten für ein Studium an der privaten Hochschule leisten. Natürlich entstehen auch bei einem Studium an einer staatlichen Hochschule nicht unerhebliche Kosten. Allerdings ist das Studium hier nicht in dem Maße von der eigenen finanziellen Situation abhängig wie an privaten Hochschulen.

Abschluss und Berufsaussichten

Eines der hartnäckigsten Vorurteile gegenüber der privaten Hochschule ist, dass hier Abschlüsse quasi erkauft werden können. Kann ein solcher Abschluss auf dem Arbeitsmarkt überhaupt etwas Wert sein? Habe ich mit einem Abschluss von einer staatlichen Hochschule nicht bessere Berufsaussichten?
Formal gesehen sind die Abschlüsse von staatlichen und privaten Hochschulen in der Regel gleichwertig, beide genießen volle staatliche Anerkennung. Das Ansehen des Abschlusses auf dem Arbeitsmarkt ist häufig nicht zuletzt von der Einstellung des einzelnen Arbeitgebers abhängig. Insgesamt gesehen lassen sich aber keine Nachteile für Absolventen privater Hochschulen auf dem Arbeitsmarkt erkennen. Im Gegenteil: Absolventen privater Hochschulen finden in der Regel schneller nach dem Studium einen Job als ihre Kommilitonen von der staatlichen Hochschule. Was nicht zuletzt damit zusammenhängt, dass zahlreiche private Hochschulen sehr enge Kontakte zu Wirtschaftsunternehmen pflegen und ihre Studenten oft bei der Stellensuche unterstützen. Gerade in den Wirtschaftswissenschaften gilt ein Studium an einer privaten Hochschule als Karrieresprungbrett.

Fazit: Welche Hochschule ist die beste für mich?

Auf die Frage, ob staatliche oder private Hochschulen besser sind, gibt es keine pauschale Antwort. Beide haben ihre Vor-, aber eben auch Nachteile. Welche Hochschule für einen persönlich besser geeignet ist, bleibt zum Schluss eine Typfrage.
Wer vor der Entscheidung steht, an einer privaten oder staatlichen Hochschule zu studieren, sollte in erster Linie auf die Akkreditierung achten. Sie garantiert eine seriöse Ausbildung. Es lohnt sich außerdem, sich vorab über den Ruf der Hochschule zu informieren. Wer sich für eine private Hochschule entscheidet, sollte zudem genau überlegen, ob er die finanzielle Belastung auf sich nehmen möchte, beziehungsweise kann.
Zum Schluss ist es auch immer hilfreich, Studenten und Absolventen der jeweiligen Hochschule zu befragen. Auf dem Portal StudyCheck.de können Studieninteressierte die Erfahrungsberichte von anderen Studenten lesen und sich so schon vor Studienbeginn einen Einblick verschaffen.