Die Qual der (Studien-)Wahl: Hochschultests
Studium oder Ausbildung? Uni oder FH? Voll- oder Teilzeit?
Das alte Sprichwort von der „Qual der Wahl“ trifft wohl auf kaum etwas so treffend zu wie auf die moderne Bildungsgesellschaft. Denn: liegt erst die allgemeine Schulpflicht hinter dir, stehen dir scheinbar unendliche Möglichkeiten der Aus- und Weiterbildung offen: Studium oder Ausbildung? Uni oder FH? Voll- oder Teilzeit? Orientierung versprechen (wiederum zahllose) Tests von Bildungsinstituten, Unternehmen und Hochschulen. Welcher der richtige für dich ist und worauf du dabei achten musst, verraten wir dir hier.
Rund 50 unterschiedliche Selbsttests (auch: „Self-Assessments“) listete die Agentur für Arbeit in einem 2010 erstmals veröffentlichten pdf-Dokument auf. Alle mit dem einen Ziel: Dem Suchenden Orientierung für seine Zukunft zu verschaffen.
Hochschultests im Vergleich
Grundsätzlich dominieren dabei zwei Typen von Hochschultests: a) „Welches Studium passt zu mir?“ und b) „Passt mein Wunsch-Studium zu mir?“ Stehst du zum Beispiel am Scheideweg zwischen Universität und Fachhochschule oder weißt nicht genau, ob du Psychologie oder Medizin studieren möchtest, kann dir ein Hochschultest Aufschluss geben.
Darüber hinaus berücksichtigen einige Tests vor allem Persönlichkeitsmerkmale (z.B. Empathie), während andere den Schwerpunkt auf Interessengebiete legen (z.B. Interesse an Wirtschaft/Politik) oder auf deine Leistungsfähigkeit eingehen (z.B. Konzentration).
Kostenpflichtig oder für lau?
Daher ist es zunächst natürlich sinnvoll zu wissen, welche Antworten du dir von so einem Test erhoffst. Ein entscheidendes Kriterium für oder gegen einen speziellen Hochschultest ist häufig bereits der Preis. Denn je nach Anbieter gibt es kostenlose und kostenpflichtige Tests. Kostenlose Hochschultests findest du unter anderem hier:
- Der Studium-Interessentest (SIT): in Zusammenarbeit mit der Online-Ausgabe der Wochenzeitung DIE ZEIT hat die Hochschulrektorenkonferenz (HSK) einen wissenschaftlich fundierten Test entwickelt, der in 72 Fragestellungen deine Interessen auf sechs Hauptgebieten mit den hierzulande verfügbaren Uni- und FH-Studiengängen abgleicht. Ergebnisse gibt es bereits nach 15 Minuten.
- Der Verbund norddeutscher Universitäten hält für Studieninteressierte einen institutionell übergreifenden Fachtest bereit.
Er enthält unter anderem alltägliche Studienaufgaben (z.B. Umgang mit Fachliteratur), testet aber auch abstrakte Fragestellungen (Logik) und studienbezogene Fälle (Motivation). Wenn du also deine eigene Eignung für die Gesellschafts- und Sozialwissenschaften, Naturwissenschaften, Rechtswissenschaften, Wirtschaftswissenschaften oder Sprach- und Geisteswissenschaften selbst überprüfen möchtest, ist dies die Internet-Adresse deiner Wahl. Für Skeptische gibt es hier auch eine Demo-Version. Aber dann heißt es: Kostenlos registrieren und los geht’s! - CCT Germany: Das „Career Counseling for Teachers“ stellt auf seiner Website verschiedene Fragebögen speziell für Interessenten an einem Lehramts-Studium bereit. Versteht sich eher als Orientierungshilfe denn statt verbindlicher Tests.
- Der Perspektiven-Test der Allianz-Versicherung richtet sich mit seinen drei Modulen an a) junge Berufstätige, b) Schüler und c) Studenten. Er veranschaulicht dir deine Stärken und sagt dir, welche Eigenschaften noch ausbaufähig sind, geht auf Schlüsselqualifikationen ein und zeigt dir mögliche berufliche Wege auf.
Kostenpflichtig sind hingegen diese Test-Angebote:
- JobLab: PC-Planspiel zur Ermittlung des Studien- oder Berufsziel
(incl. 169 Berufe für Akademiker im Portrait). Selbstkostenpreis: 6,80 Euro. - Geva-Tests: Die Gesellschaft für Verhaltensanalyse und Evaluation (geva) entwickelt seit mehr als 20 Jahren professionelle Testverfahren für Privatpersonen (Schüler, Studenten und Berufstätige) und Unternehmen.
Der “Eignungstest Berufswahl A” beispielsweise wurde speziell für angehende (Fach-) Abiturienten (bis ca. 25 Jahre) konzipiert. Auf 25 Seiten ermittelt er dein individuelles Leistungsprofil, deine Interessen und Potenziale. Vor allem aber bekommst du nach fünf Tagen eine Reihe konkreter Vorschläge zur Studien- und Berufswahl zugeschickt, zum Teil mit praxisnahen Tipps zum Einstieg in den Job. Dafür wurde er sogar von der Stiftung Warentest ausgezeichnet. Als Dokument ausgedruckt kannst du das Ergebnis auch potenziellen Arbeitgebern zusammen mit deinen Bewerbungs-Unterlagen vorlegen, um deine Qualifikation zu untermauern.
Hier findest du eine Auswahl an Karriere-Tests von Geva:
„Self-Assessment“ an Hochschulen: Pflicht oder freiwillig?
Auch Hochschulen bieten auf Ihren Webseiten mittlerweile Tests für Interessenten an, zum Beispiel diese:
- HS Heilbronn
- RWTH Aachen
- HAW Hamburg
- RU Bochum
- Uni Bremen
- FH Frankfurt
- EURO FH
- Uni Bonn
- Uni Freiburg
- Uni Hannover
Als „Studierfähigkeitstests“ deklariert, sollen sie vorab die fachliche Eignung von Interessenten ermitteln und die Abbrecher-Quote senken. Wenn du in Baden-Württemberg studieren möchtest, ist der Nachweis einer Teilnahme an einem Orientierungstest (kurz: OT) seit dem Wintersemester 2011/12 sogar ein „Must-Have“ in den Bewerbungs-Unterlagen.
Den Pflicht-Test findest du unter www.was-studiere-ich.de. Er analysiert deine beruflichen Interessen und kognitiven Fähigkeiten und empfiehlt aufgrund dessen eine Reihe von Berufen und Studienfächern. Die Seite informiert auch umfassend über alle grundständigen Studiengänge aller staatlichen bzw. als staatlich anerkannten Hochschulen des Landes Baden-Württemberg. Speziell für angehende Lehrämtler in BaWü gibt es unter www.bw-cct.de den verbindlichen „Lehrertest“ .
An der HS Heilbronn beispielsweise betrifft die Nachweispflicht die Studiengänge Weinbetriebswirtschaft, BWL und Sozialmanagement, BWL für Kultur-, Freizeit- und Sportmanagement sowie BWL für Medien-, Produkt- und Kundenmanagement. Diese Tests finden zweimal im Jahr vor Ort statt und können (unabhängig vom Abischnitt) die Bewerbungs-Chancen erhöhen.
Die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen (NRW) bietet ihren Orientierungs-Test online an – kostenlos und unverbindlich. Nur, wenn du dich an der RWTH bewerben möchtest, ist der Teilnahmenachweis ein Muss in den Bewerbungsunterlagen.
Der „Navigator“ der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg wurde zum Teil von Studierenden selbst entwickelt. Das Self-Assessment gehört hier ebenfalls zum obligatorischen Teil der Bewerbung an der HAW. Um sich eines Studiengangs wirklich sicher zu sein, gibt es hier individuelle Online-Tests für jedes einzelne Fach der Bereiche „Wirtschaft & Soziales“, „Technik & Informatik“, „Design, Medien & Information“, „Life Science“ und „Wirtschaftsingenieurwesen“.
Unter dem Namen „BOrakel“ stellt die Ruhr-Universität Bochum (RUB) gleich zwei kostenlose Online-Tests zur Studien- und Berufswahl bereit. Je nach Fragestellung erfährst du hier etwas über deinen Wunsch-Studiengang oder über deinen Wunschberuf (bzw. welcher Studiengang dich dorthin bringt).
Die Universität Bremen konzentriert sein Selbsttest-Angebot auf einige Fachbereiche. Als Interessent für die Fächer BWL (WiWi), Geographie (Geowissenschaften), Integrierte Europastudien, Mathematik, Politik und Soziologie kannst du deine Eignung prüfen. Kostenlos, freiwillig und unverbindlich.
Das kostenlose Test-Angebot „Fach-Finder“ der Fachhochschule Frankfurt am Main richtet sich an Schüler auf dem Weg zum Abi, die aber noch keine Vorstellungen über ihr späteres Studienfach haben. In 12 Szenarien werden hier Interessensgebiete und Tendenzen ermittelt. Aufgrund der Auswertung werden abschließend passende Studienfächer empfohlen – oder dazu geraten, mit dem ausgedruckten Testergebnis eine persönliche Studienberatung aufzusuchen.
Die Euro-FH ist eine Online-Einrichtung zur Weiterbildung mit dem Schwerpunkt auf wirtschaftliche und technische Studiengänge. Als Bewerber solltest du vor allem sicher in Mathematik und Englisch sein. Um deine Eignung selbst zu überprüfen, bietet das Institut auf seiner Website kostenlose Fachtests an.
Das Self-Assessment der Rheinischen Friedrich-Wilhelm-Universität Bonn konzentriert sich ebenfalls auf bestimmte Fachbereiche, nämlich: Agrarwissenschaften, Geodäsie / Geoinformatik, Mathematik, Geschichte, Philosophie, Psychologie, VWL, English Studies sowie Germanistik / Komparatistik. Das gleiche gilt für die Leibniz–Universität Hannover (Fächer: Geodäsie, Wirtschaftswissenschaft, Jura) und die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (Fächer: Geographie, Geowissenschaften, Informatik, Mikrosystemtechnik, Physik, Psychologie, Theologie, Anglistik).
Darüber hinaus gibt es an der Uni Freiburg weitere Test-Angebote für international Studierende in Deutschland, die die jeweiligen Persönlichkeitsmerkmale mit der deutschen Kultur abgleichen und beispielsweise Fragen über die Kosten eines Studiums in der Bundesrepublik beantworten.