Lügen im Lebenslauf: Wo liegt die Grenze zwischen Optimierung und Betrug?

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Darum geht's

Wenn Du auf der Suche nach einer neuen beruflichen Herausforderung bist – oder dich nach dem erfolgreichen Abschluss deines Studiums zum ersten Mal auf eine Stelle in der freien Wirtschaft bewerben möchtest – braucht Du bekanntlich möglichst perfekte Bewerbungsunterlagen, mit denen Du den Personalchef von dir und deinen Fähigkeiten überzeugen kannst. Doch leider greifen viele Bewerber dafür auf Unwahrheiten zurück, beispielsweise um unschöne Lücken im Lebenslauf zu schließen oder die bisherigen Leistungen besser darzustellen, als sie in Wirklichkeit sind.  Was die meisten Bewerber allerdings nicht wissen: Wer seine Bewerbungsunterlagen mit Unwahrheiten aufpoliert, riskiert damit nicht nur eine Absage, sondern im schlimmsten Fall rechtliche Konsequenzen – und das sogar noch nach einigen Jahren. Praktischerweise gibt es jedoch gleich mehrere Möglichkeiten, die Du nutzen kannst, um einen rundum gelungenen Lebenslauf ganz ohne Lügen zu erstellen.

Den Spruch „Der erste Eindruck zählt“ hat vermutlich jeder von euch schon einmal gehört – und das gilt natürlich ganz besonders in Bezug auf die Bewerbung, denn schließlich möchte man ja gerade hier alles richtig machen. Dementsprechend denken überraschend viele Bewerber, dass es doch bestimmt nicht schaden könnte, wenn man sich dem verantwortlichen Personaler von seiner besten Seite zeigt. Dementsprechend werden beispielsweise unschöne Lücken in der Vita geschickt kaschiert, selbstverschuldete Kündigungen verschwiegen und fehlende beziehungsweise unzureichende Fähigkeiten schlicht und einfach schöngeredet oder gar direkt komplett unter den Teppich gekehrt. So sehen die Bewerbungsunterlagen auf den ersten Blick zwar relativ perfekt aus, doch stellt sich die Frage, ob derartige „Optimierungen“ überhaupt erlaubt sind. Wie weit darf man gehen, um den Lebenslauf, das Anschreiben und die restlichen Bewerbungsunterlagen zu optimieren? Was gilt als absolutes No-Go? Und welche Konsequenzen drohen, wenn man damit auffliegt?

Womit musst Du rechnen, wenn Du beim Erstellen deiner Vita auf Unwahrheiten zurückgreifst?

Es ist grundsätzlich verständlich, wenn Du deinen Lebenslauf (Übrigens: Wusstest Du, dass der Lebenslauf häufig auch Curriculum Vitae oder kurz Vita genannt wird?) möglichst interessant und überzeugend gestalten möchtest. Allerdings solltest Du dir bewusst sein, dass auch bei einer Bewerbung die sogenannte Wahrheitspflicht gilt. Im Klartext bedeutet das, dass absichtlich gemachte Falschangaben als betrügerische Absicht gewertet werden und nicht nur berufliche, sondern auch rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen können. Hier gibt es jedoch gewisse Ausnahmen, denn wenn Du zum Beispiel bei deinen persönlichen Interessen oder deinen Hobbies Falschangaben machst, befindest Du dich zwar in einer moralischen Grauzone, machst dich jedoch nicht der betrügerischen Absicht strafbar. Anders sieht es hingegen bei Unwahrheiten in Bezug auf deine beruflichen Qualifikationen, Arbeitszeugnisse und die erreichten (Uni-)Abschlüsse aus.

Wer bei diesen wichtigen Punkten auf Unwahrheiten zurückgreift, kann sich in besonders schweren Fällen sogar wegen Urkundenfälschung und Betrug rechtlich angreifbar machen – mal ganz davon abgesehen, dass dieser Umstand nicht gerade zuträglich für deine berufliche Zukunft sein dürfte. Gut zu wissen: Falls die aufgehübschte Bewerbung widererwartend doch zum Erfolg führen sollte, ist man trotzdem noch lange nicht auf der sicheren Seite. Denn selbst wenn die Unwahrheiten erst nach einiger Zeit ans Licht kommen sollten, kann der Arbeitgeber auch nachträglich jederzeit fristlos kündigen. Im Worst-Case-Szenario drohen darüber hinaus strafrechtliche Konsequenzen, beispielsweise in Bezug auf die Tatvorwürfe wissentlicher Betrug, Urkundenfälschung und der widerrechtlichen Aneignung von Titeln.

Dein Lebenslauf kann auch ohne Lug und Trug perfekt werden

Wenn Du bei der Erstellung deiner Bewerbungsunterlagen nicht auf Lügen und übertriebene Beschönigungen zurückgreifen möchtest, solltest Du dir die nun folgenden Inhalte auf jeden Fall genauer anschauen. Übrigens: Diese Tipps gelten natürlich auch in Bezug auf das spätere Bewerbungsgespräch mit dem Personalchef, denn auch hier gibt es gleich mehrere potentielle Stolperfallen. Zudem sei noch gesagt, dass Du deinen Lebenslauf zwar ein wenig aufpolieren kannst, um das Interesse des Personalers zu wecken – allerdings solltest Du dir dabei unter allen Umständen darüber im Klaren sein, dass der Recruiter im späteren Vorstellungsgespräch jederzeit auf eine dieser Angaben zurückkommen kann und mehr darüber wissen möchte. Wer also beispielsweise zeitliche Lücken mit einer berufsspezifischen Weiterbildung oder einer Sprachreise im Ausland füllt, muss im Fall der Fälle auch Beweise dafür liefern können.

Nimm dir ausreichend Zeit und setze dich nicht selber unter Druck:
Wenn der Lebenslauf möglichst schnell und dementsprechend unter Zeitdruck geschrieben wird, können sich nicht nur Grammatik- und Rechtschreibfehler oder unschöne Buchstabendreher einschleichen. Zudem besteht nämlich auch eine recht hohe Wahrscheinlichkeit darauf, dass einige Zahlen, Daten und Fakten unbewusst und ohne böse Absicht verfälscht werden – beispielsweise in Bezug auf die zeitliche Abfolge der bisherigen Arbeitgeber oder Praktikumsplätze. Du solltest dir also optimalerweise immer ausreichend Zeit nehmen, um die Bewerbungsunterlagen ganz in Ruhe und ohne Zeitdruck zu erstellen. Und noch ein kleiner Tipp: Bevor Du die Bewerbung abschickst, solltest Du dein Schreiben noch von einem Freund oder ein Familienmitglied gegenlesen lassen, um mögliche Fehler besser erkennen und direkt ausbügeln zu können.

Wortwahl optimieren und Synonyme verwenden:
Wenn Du in deinem Lebenslauf unschöne Begriffe (wie zum Beispiel „arbeitslos“) verhindern möchtest, darfst Du in gewissem Maße kreativ werden. Hier empfiehlt sich beispielsweise der Begriff „berufliche Neuorientierung“. Darüber hinaus können Lücken im Lebenslauf unter anderem mit privaten Fortbildungsmaßnahmen oder Auslandsaufenthalten zur Optimierung der eigenen Fremdsprachenkenntnisse gefüllt werden. Und auch in Bezug auf deine Hobbies und deine sonstigen Interessen darfst Du diese ein klein wenig optimieren, damit sie besser zu dem Anforderungsprofil der gewünschten Stelle passen. Allerdings gilt auch hier: Bitte nicht übertreiben – denn wenn Du zu dick aufträgst, riskierst Du unter Umständen nicht nur deinen neuen Traumjob, sondern außerdem auch deine berufliche Glaubwürdigkeit. Und da sich Bewerbungslügen besonders schnell herumsprechen, solltest Du dir genau überlegen, wie weit Du mit dem „Aufhübschen“ deiner Vita tatsächlich gehen willst.

Zeitliche Ungereimtheiten und unangenehme Wahrheiten:
Wenn es um zeitliche Ungereimtheiten oder peinliche respektive unangenehme Wahrheiten (Krankheiten, Pflegefall in der Familie etc.) geht, lassen sich viele Bewerber schnell dazu hinreißen, auf Lügen zurückzugreifen. Ein kleines Beispiel zur besseren Verdeutlichung: Wenn man von seinem letzten Arbeitgeber selbstverschuldet gekündigt wurde, sollte man das auch so in der Vita angeben und die Kündigung nicht einfach verheimlichen, um unangenehmen Fragen aus dem Weg zu gehen. Außerdem solltest Du auch bei dem Kündigungsgrund mit offenen Karten spielen, da viele Personaler nicht davor zurückschrecken, deine früheren Arbeitgeber über dich auszufragen. Darüber hinaus sollten eventuelle zeitliche Lücken nicht mit Falsch- beziehungsweise Fantasieangaben kaschiert werden. Stattdessen kannst Du hier beispielsweise eine „Phase der beruflichen Neuorientierung“ angeben.

Fazit: Mit den richtigen Mitteln überzeugen und auf Lügen verzichten

Abschließend bleibt zu sagen, dass es natürlich vollkommen verständlich ist, wenn Du deine Bewerbungsunterlagen so interessant wie möglich gestalten möchtest, um dich von der Konkurrenz abzuheben und die Chancen auf eine Zusage zu steigern. Doch bevor Du dafür auf Unwahrheiten zurückgreifst und den Personalchef bewusst hinters Licht führst, solltest Du deiner Bewerbung lieber auf anderem Wege das gewisse Etwas verleihen. Wie wäre es zum Beispiel mit einem kreativen und ausgefallenen Design? Oder mit einer eigenen Bewerbungs-Webseite, auf der die Personalchefs mehr über dich erfahren können? Alternativ dazu könntest Du aber auch ein kurzes Präsentationsvideo drehen, quasi ein Lebenslauf im Kinoformat, mit dem Du dich garantiert von deinen Mitbewerbern abheben kannst. Aber auch hier sollte man ganz individuell entscheiden, welche Bewerbungsart am besten zu der gewünschten Stelle und dem zugehörigen Unternehmen passt. Bei einer ausgeschriebenen Stelle in der Kreativbranche kann man die Bewerbungsunterlagen gerne mal fantasiereich gestalten, in anderen Berufsfeldern ist aber eher eine klassische und formelle Bewerbung von Vorteil. Aber stets gilt: Sei kreativ, selbstbewusst und gehe ganz offen mit eventuellen Ungereimtheiten um, denn Ehrlichkeit währt bekanntlich am längsten.

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