Beim Praktikum ist Geld nicht alles – aber wichtig!
Auch im Praktikum spiegelt sich im Lohn die Wertschätzung
Wer ein Praktikum sucht, der weiß, dass er damit nicht reich wird. Praktika dienen in erster Linie dazu, berufliche Neigungen zu finden und Berufserfahrung zu sammeln. Oder vielmehr: Sie sollten dazu dienen. Denn allzu oft stellen Unternehmen ihren eigenen Vorteil über alles und benutzen Praktikanten als billige Arbeitskräfte.
Und weil auf dem Arbeitsmarkt gerade Flaute herrscht, haben sie damit auch Erfolg. Ehe sie gar nicht arbeiten können, wählen viele ein Praktikum. Die noch so geringe Chance auf eine Festanstellung und eine noch so geringe Vergütung genügen dann als Motivation.
Arbeit ohne Lohn geht auch im Praktikum nicht
Was aber, wenn ein Unternehmen gar nichts zahlen will? Grundsätzlich drückt die Bezahlung eines Praktikums die Wertschätzung des Praktikanten und die Verantwortung seiner Arbeit aus. Wenn also ein Unternehmen gar nichts zahlt, wirst du sehr wahrscheinlich zu einfachen Handlangertätigkeiten eingesetzt und die erhofften Lerneffekte bleiben aus.
In diesem Fall solltest du auf das Praktikum lieber ganz verzichten. Denn wenn Unternehmen ihren Bedarf an Hilfsarbeitern über unbezahlte Praktika decken, tut das auch dem Arbeitsmarkt nicht gut. Fazit also: Du lernst nichts und jemand anders bleibt arbeitslos, obwohl die Arbeit eigentlich vorhanden ist.
Gehalt im Praktikum – reine Verhandlungssache?
Generell solltest du stutzig werden, wenn in der Anzeige für ein Praktikum die Gehaltsfrage zur Verhandlungssache erklärt wird. Das lässt zwar darauf schließen, dass wenigstens ein Gehalt eingeplant ist. Da du aber im Zweifelsfall mit vielen anderen Praktikanten konkurrierst, wird deine Verhandlungsposition nicht die Stärkste sein. Wenn ein solches Praktikum in deiner näheren Umgebung angeboten wird, kannst du ein Vorstellungsgespräch einfach mal wahrnehmen. Ist es allerdings mit einer längeren Anreise verbunden, dann empfehlen wir dir, vorsichtig nach einer Mindestvergütung zu fragen. Im Zweifel spart es auch den Unternehmen Zeit, wenn sich ob des kümmerlichen Salärs die ganze Geschichte noch vor dem persönlichen Kontakt erledigt.
Unbezahlte Praktika bei großen und kleinen Unternehmen
Immer mehr namhafte Unternehmen schreiben unbezahlte Praktika aus und finden auch noch Kandidaten. Das Phänomen ist schnell erklärt: Große Unternehmen zahlen mit ihrem guten Namen. Ein Praktikum bei ihnen macht sich im Lebenslauf immer gut und das ist ihren Personalverantwortlichen auch bewusst.
Vor einem Praktikum in einem namhaften Unternehmen solltest du deshalb gut abwägen, was es dir wert ist.
Unsere Empfehlung: Wenn die Inhalte stimmen, du also verantwortlich arbeiten, etwas lernen und vielleicht sogar ins Ausland darfst, dann greif zu. Mit der gewonnenen Erfahrung solltest du dann aber deine Anforderungen höher schrauben und nicht mehr umsonst arbeiten.
Die Kleinen bieten viel Verantwortung im Praktikum
Auch junge und kleine Unternehmen suchen oft Praktikanten, die ohne Lohn arbeiten. Anders als bei großen Unternehmen, wertet ihr Name deinen Lebenslauf nicht zwangsläufig auf. Dafür können sie dir aber etwas anderes bieten: wertvolle Erfahrung! Denn je kleiner ein Unternehmen ist, desto flacher sind seine Hierarchien. Damit steigen deine Chancen, dass deine Vorschläge mit „Mach mal!“ beantwortet werden. Hinsichtlich deiner Berufserfahrung kann so etwas ein immenser Fortschritt sein.
Auch vor einem unbezahlten Praktikum in kleinen Unternehmen solltest du aber genau abwägen. Unser Tipp: Wenn die Atmosphäre stimmt und die Inhalte dich interessieren, dann „Mach mal!“
Mach‘ dich wichtig!
Auch wenn die Vergütung eines Praktikums laut Anzeige Verhandlungssache oder gar nicht eingeplant ist, hast du noch Spielräume. Wir vom Studium-Ratgeber empfehlen für solche Situationen: Mach dich wichtig! Zeige auf, was du alles einbringen kannst und das dein Praktikum dem Unternehmen geldwerte Vorteile bringt. Hier etwas Futter für die Argumentation:
- bereits gemachte Erfahrungen in der Branche
- Spezialwissen
- Belegung fachlich gesuchter Studiengänge und -schwerpunkte
- persönliche Stärken wie Verkaufstalent, Redegewandtheit
- persönliche Kontakte
- bereits absolvierte Praktika bei für das Unternehmen interessanten Firmen (z.B. Mitbewerber, mögliche Kooperationspartner)
- Ideen & Innovatives Denken (Vorsicht, nicht altklug wirken!)
Falls das Unternehmen sich damit herausreden will, dass generell Praktika in der Firma unbezahlt sind oder deren Branche derzeit Praktika finanziell nicht honoriert, frage nach alternativen Kompensationsmöglichkeiten! Beispiel: Wenn das Unternehmen Fahrräder herstellt, dann wäre es natürlich naheliegend, mit dem Entscheider auszuhandeln, dass du am Ende des Praktikums anstatt finanzieller Zahlungen ein Fahrrad als kleines Dankeschön bekommst. Genauso wertvoll kann aber die Teilnahme an firmeninternen Weiterbildungsveranstaltungen sein.
Arbeitgeber sitzen bei Praktika momentan am längeren Hebel
Vergiss bei all den guten Tipps nie, dass der Markt für Praktika zurzeit von den Arbeitgebern dominiert wird. Weil du viele Mitbewerber hast, bleibt dir wenig Spielraum für Forderungen. Du solltest das Wichtig-Machen keinesfalls übertreiben!
Aber: Selbstbewusstes Auftreten und die Gewissheit, dich nicht unter Marktwert zu verkaufen, solltest du dir dennoch erhalten. Das schätzt dein Gegenüber, auch wenn er als Entscheider momentan am längeren Hebel sitzt!
Schreib‘ uns deine Erfahrungen
Du hast weitere Tipps rund um Verdienstmöglichkeiten bei Praktika oder du hast Erfahrungen gemacht, die auch für andere Leser des Studium-Ratgebers hilfreich sein könnten? Dann freuen wir uns auf deine Mail, Stichwort „Meine Praktikumserfahrung“. Deine Erlaubnis vorausgesetzt, würden wir diese dann gerne hier veröffentlichen.