Endlich hat das Studium begonnen und du stürzt dich mit Elan in dein neues Leben. Deine Wohnung, deine Mitstudenten und das Studentenleben an sich fesseln dich vielleicht in der ersten Zeit. Spätestens wenn der Alltag eingekehrt ist, spürst du, dass das Studium etwas ganz Anderes als Schule ist, und kämpfst mit enttäuschten Erwartungen. Langweilige Vorlesungen, schlechter Unterricht, persönliche Überforderung und überfüllte Universitäten sind die häufigsten Gründe für einen Studienfachwechsel. Hast du erkannt, dass du das falsche Fach studierst, brauchst du keine Angst vor einem Studienfachwechsel zu haben. Bevor du jedoch diese Entscheidung triffst, solltest du dir genau überlegen, wie du vorgehen möchtest, und dich eingehend beraten lassen.
Wann solltest du das Studienfach wechseln?
Unzufriedenheit im ersten Semester ist normal. Veränderte Lebensumstände, ein schwieriges Lernumfeld und ein völlig neues Lebensgefühl beeinflussen das persönliche Empfinden. Besteht dieser Frust nach dem ersten Semester immer noch, solltest du einen Studienfachwechsel oder gar einen Abbruch des Studiums in Betracht ziehen. Bist du dir noch nicht sicher, hilft dir eine Analyse deiner Situation:
- Warum bist du unzufrieden mit deinem Studium? Liegt es an den Inhalten? An der Lehrkraft? Oder hast du dir das Studienfach ganz anders vorgestellt?
- Hast du Probleme mit der Organisation des Studiums?
- Bist du mit deinem Studienfach überfordert? Hast du das Gefühl, den Stoff intellektuell nicht zu bewältigen? Vielleicht wolltest du immer etwas mit Computern machen und scheiterst jetzt an den Mathematikkursen.
- Wo siehst du dich in der Zukunft? Hast du vielleicht bemerkt, dass du dich für eine andere Studienrichtung mehr interessiert oder ein anderes Fach dir mehr liegt?
- Was glaubst du, weshalb du das Studienfach nicht mehr studieren möchtest? Gibt es einen konkreten Grund dafür?
- Welche Fehler hast du in deinem ersten Studium gemacht? Bist du in der Lage, diese in deinem zweiten Studium zu vermeiden?
- Wo möchtest du beruflich hin? Ist das Studienfach für deinen späteren Berufswunsch sinnvoll?
Solltest du nach der Analyse noch immer das Studienfach wechseln wollen, ist der Gang zur Studienberatung und ggf. zum BAföG-Amt der nächste Schritt auf deinem Weg zum Studienfachwechsel. Vor deiner endgültigen Entscheidung ist es sinnvoll, Vorlesungen des neu gewählten Studienfaches zu besuchen und mit Kommilitonen zu sprechen, die dieses Fach bereits studieren. So kannst du prüfen, ob dieses Studienfach nun wirklich das richtige Fach für dich ist.
Fristen und Gesetze beim Studienfachwechsel beachten
Zwar sind an vielen Universitäten mehrere Wechsel des Studienfachs möglich. Wer jedoch vom BAföG abhängig ist, muss die Vorgaben des BAföG-Amtes vor dem Wechsel des Studienfachs beachten. So ist ein Fachwechsel nur bis zum Ende des 3. Semesters möglich, ohne den Anspruch auf BAföG zu verlieren. Danach ist ein Wechsel nur noch aus wirklich wichtigem Grund möglich.
Der erste Gang sollte dich also zum BAföG-Amt führen, um deinen künftigen BAföG-Anspruch abzuklären. Ist das geklärt, erkundigst du dich bei der Studienberatung über die Bewerbungsmodalitäten, den Zugangsfristen und den Zulassungsvoraussetzungen (zulassungsfrei oder beschränkt). Gerade bei den Zulassungsvoraussetzungen gibt es jede Menge Stolperfallen. So entscheiden sich Studienfachwechsler häufig für einen Studiengang, der zulassungsbeschränkt ist – oftmals auch in höheren Semestern. In solchen Fällen musst du prüfen, ob du die Zulassungsbedingungen erfüllst. Ähnlich sieht es mit geforderten Eignungstests oder Praktika aus. Bei der Studienberatung hast du außerdem die Möglichkeit, dich ausführlich beraten zu lassen.
In manchen Studiengängen ist ein Wechsel nur zum Wintersemester möglich. Die verbleibende Zeit bis zum Beginn des neuen Studienfachs kannst du für Praktika oder ein Auslandssemester nutzen.
Um nicht unnötig Zeit zu verschwenden, kannst du außerdem durch das Prüfungsamt deiner Universität prüfen lassen, ob du dir bereits erbrachte Leistungen auf das neue Studienfach anrechnen lassen kannst. So sparst du wertvolle Zeit, denn jeder Studienfachwechsel schiebt dein Studienende nach hinten hinaus, sodass du unter Umständen irgendwann den Anspruch auf BAföG verlierst. Möchtest du in einen studiengangverwandten Studiengang wechseln, benötigst du manchmal zusätzlich eine Unbedenklichkeitsbescheinigung, die belegt, dass du noch nicht durch eine relevante Prüfung gefallen bist.
Zu guter Letzt: Vergiss nicht, den Antrag auf einen Studienfachwechsel auszufüllen, dich zu exmatrikulieren und den Antrag beim Immatrikulationsamt abzugeben. Informiere das BAföG-Amt und deine Krankenkasse über deinen Wechsel, um nicht den Anspruch auf BAföG und Krankenversicherung zu verlieren.
Checkliste für einen Studienfachwechsel
- Hast du dir genügend Zeit für deine Entscheidung gelassen (nach dem 1. Semester)?
- Warst du bei der Studienberatung und hast dich dort ausführlich beraten lassen?
- Hast du Vorlesungen des „neuen“ Studienfaches besucht und dich bei Kommilitonen über das Fach erkundigt?
- Erfüllst du die Zugangsvoraussetzungen und kannst du wechseln, ohne Zeit zu verlieren?
- Gewährt dir das BAföG-Amt weiter Unterstützung nach dem Wechsel?
- Wie sieht es mit der Anrechnung von Prüfungsleistungen und Seminarscheinen aus? Hast du die Möglichkeit der Anrechnung von Scheinen?
- Hast du dich um die Exmatrikulation und die neue Immatrikulation gekümmert?
- Wissen deine Krankenkasse und das BAföG-Amt von deinem Wechsel?
Diese Checkliste hilft dir, die Angst vorm Studienfachwechsel zu verlieren und einen reibungslosen Fachwechsel vorzunehmen.