Der Begriff Versicherung ist eigentlich nicht ganz passend, da man im ersten Moment eher verunsichert ist, wenn man sich mit dem schier unüberschaubaren Angebot diverser Versicherungsvertreter konfrontiert sieht. Gerade weil die Vermittlung von Versicherungen ein großes Geschäft ist, sollte man als Konsument vorsichtig sein. Um dir einen ersten Überblick der Versicherungsarten zu bieten, haben wir dir diesen kleinen Ratgeber zusammengestellt. Damit sollte es dir leichter fallen, die für dich notwendigen Polizzen herauszufinden.
Die Versicherungen:
- Krankenversicherung
- Privathaftpflicht
- Rechtsschutzversicherung
- Berufsunfähigkeit
- Unfallversicherung
- Hausratversicherung
- Rentenversicherung
Grundsatzfrage: Versicherungsvertreter oder Eigenrecherche?
Wie überall, so gibt es auch auf dem Versicherungsmarkt gleichermaßen gewissenhafte Leute und schwarze Schafe, die nur auf das große Geld aus sind. Als junger Erwachsener, kannst du von der Erfahrung guter Versicherungsvertreter profitieren. Daher möchten wir diese Möglichkeit nicht von vorne herein verteufeln.
Manche Vertreter verkaufen strikt nur jene Versicherungen, die ihnen eine bestmögliche Prämie einbringen. Andere greifen auf einen großen Fundus guter Versicherer zu und erstellen dir ein auf dich zugeschnittenes Angebot. Grundsätzlich solltest du die typischen “Drei-Buchstaben-Agenturen” vermeiden. Damit sind Unternehmen gemeint, die ausschließlich gewinnorientiert arbeiten. Die Firma solcher Agenturen besteht meist aus einer Abkürzung aus drei Buchstaben, daher der Spitzname.
Besser aufgehoben bist du bei einzelnen, selbständigen Versicherungsvertretern. Sie müssen sich nicht an die prämienträchtigen Vorgaben ihrer Agentur halten und sind flexibler in ihren Angeboten. Horche dich im Bekanntenkreis nach entsprechenden Empfehlungen um. Manche Leute haben einen guten Vertreter, mit dem sie alles von der Auto-Versicherung über ihre Finanzen bis hin zur Rentenvorsorge abdecken. Setze auf Mundpropaganda und die guten Erfahrungen deines Bekanntenkreises.
Auf Nummer sicher gehst du, wenn du ein Versicherungs-Vergleichsportal im Internet verwendest. Die beratende Funktion des Versicherungsvertreters fällt dabei allerdings weg, sodass du dich selbst über den (Un-)Sinn der einzelnen Versicherungen informieren musst.
Sinnvolle Versicherungen für Berufseinsteiger
Jetzt, wo du nicht mehr bei deinen Eltern mitversichert bist, musst du dich selbst um deine Risiken sorgen. Im Folgenden berichten wir über jene dieser Risiken, die du unbedingt mit einer Versicherung abdecken solltest.
Unbedingt nötig: die Krankenversicherung
In Deutschland besteht Krankenversicherungspflicht. Die damit verbundenen Beiträge bleiben dir also ohnehin nicht erspart. Für Berufsanfänger ist es empfehlenswert, die gesetzliche Krankenversicherung zu nutzen. Zu Beginn deines Berufslebens ist die private Krankenversicherung deutlich teurer und kann schnell zur finanziellen Belastung werden. Zudem musst du mehr als 53.550 € pro Jahr verdienen, um überhaupt eine private Krankenversicherung abschließen zu können.
Warst du zuvor mit deinen Eltern privat mitversichert, gibt es noch folgende Option für dich: Du kannst die private Krankenversicherung als sogenannte Anwartschaft parallel zum gesetzlichen Modell weiter laufen lassen. Sobald du es dir leisten kannst und zur privaten Krankenversicherung wechselst, entfällt dafür der Gesundheitscheck für dich.
Solltest du bereits Kinder haben, dann wirf einen genauen Blick auf die Vertragsbedingungen der jeweiligen Kassen. Bei manchen privaten Krankenversicherungen muss für das Mitversichern von Kindern nämlich zusätzlich bezahlt werden. In der gesetzlichen Krankenversicherung sind Kinder ohne Aufpreis mitversichert.
Ein Spezialfall sind Jobsuchende. Bist du auf Arbeitsuche und warst zuvor gesetzlich krankenversichert, so kannst du es auf Antrag auch weiterhin bleiben. Dafür bezahlst du rund 160 € pro Monat. Dieser Beitrag kommt durch die Annahme eines fiktiven Einkommens von knapp über 900 € zustande. Warst du zuvor privatversichert, so bleibt dein Beitrag unverändert. In dieser Situation ist es am Besten, sich beim Arbeitsamt als arbeitsuchend zu melden. Bekommst du Hartz IV, dann entfällt der Beitrag für die gesetzliche Krankenversicherung für dich zur Gänze. Privatversicherte erhalten lediglich einen Kostenzuschuss.
Für Reisen ins Ausland empfiehlt sich eine Auslandsreisekrankenversicherung: ein seltsam langer Begriff mit großer Bedeutung. Sie ermöglicht im Krankheitsfall nämlich den Rücktransport ins Heimatland. Keine Krankenversicherung übernimmt diese Kosten für dich. Eine entsprechende, ergänzende Krankenversicherung für Auslandsreisen gibt’s übrigens schon ab unter 10 € pro Urlaub.
Zurück zur Krankenversicherung im engeren Sinne. Die Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung betragen ca. 15 Prozent vom beitragspflichtigen Bruttoeinkommen.
>> Tipp: Du kannst deinen Kassenbeitrag online berechnen lassen
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Privathaftpflicht
Du fährst mit deinem neuen Auto von der Arbeit nach Hause. An einer unübersichtlichen Kreuzung übersiehst du einen Radfahrer. Es kommt zu einem Verkehrsunfall, der Radfahrer wird ins Krankenhaus gebracht. Zwar kommt er mit ein paar gebrochenen Knochen davon, trotzdem musst du aber für den Schaden an der Person aufkommen.
Die private Haftpflichtversicherung kommt in solchen und ähnlichen Fällen für den entstandenen Schaden auf, sodass du schlimmstenfalls sogar vor lebenslangen Zahlungen von Schmerzensgeld geschützt wirst. Personenschäden können unvorhersehbar teuer für dich werden, weshalb die Privathaftpflicht zu den sinnvollsten Versicherungen überhaupt gehört.
Für eine gute Haftpflichtversicherung bezahlst du etwa 70 € pro Jahr bei einer Versicherungssumme von drei bis fünf Millionen Euro. Die Versicherungssumme ist der Betrag, welcher von der Versicherung im Schadensfall maximal gedeckt wird.
Die jährliche Versicherungsprämie ist minimal im Vergleich zu dem, was ohne Versicherung auf dich zukommen würde, wenn du eine Person schwer verletzt.
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Rechtsschutzversicherung
Im Falle eines gerichtlichen Verfahrens übernimmt die Rechtsschutzversicherung alle für dich entstehenden Kosten. Dazu gehören sämtliche Anwalts- und Gerichtskosten. Dementsprechend ist die Rechtsschutzversicherung ziemlich teuer. Unter 300 € im Jahr gibt es keine umfassende Absicherung.
Die Rechtsschutzversicherung ist zwar sinnvoll, stellt für die meisten Berufseinsteiger aber eine zu hohe Investition dar.
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Berufsunfähigkeit
Solltest du schwer krank werden, deckt die Krankenversicherung deine Arzt- und Medikamentenkosten ab. Auch Operationen musst du nicht selbst bezahlen.
In der Zeit schwerer Krankheit kann es sein, dass dir das Arbeiten unmöglich ist. Deine Fixkosten wie Miete, Autoversicherung und Lebensmitteleinkäufe bleiben aber weiterhin bestehen. Diese Kosten werden von keiner Krankenversicherung übernommen. Bist du ganz auf dein Einkommen angewiesen, um über die Runden zu kommen, tritt die Berufsunfähigkeitsversicherung auf den Plan. Hausfrauen und Teilzeitkräfte benötigen diesen Versicherungsschutz nicht unbedingt.
Je nach Höhe der zuvor vereinbarten und bezahlten Prämien, bekommst du während deiner Berufsunfähigkeit eine kleine Rente ausbezahlt. Diese ergänzt die staatliche Erwerbsminderungsrente. Mit der staatlichen Rente allein (ca. 33 % vom Bruttoeinkommen) wären deine Kosten nämlich nicht abgedeckt. Hinzu kommt, dass du in den ersten fünf Jahren nach dem Berufseinstieg ohnehin keinerlei staatliche Rente beziehen kannst.
Übrigens greift die Berufsunfähigkeitsversicherung normalerweise auch bei psychischen Erkrankungen oder Burnout. Einen solchen, guten Berufsunfähigkeitsschutz bekommst du zum Preis von etwa 30 € monatlich. Das mag viel erscheinen, lässt dich aber etwas unbeschwerter durchs Leben gehen.
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Unfallversicherung
Die bisher erwähnten Versicherungen sind quasi ein Muss für jeden Berufseinsteiger. Weniger üblich ist die Unfallversicherung. Weil wir sie dennoch für sinnvoll halten, ist auch sie hier aufgelistet.
Um zum vorher genannten Beispiel mit dem Radfahrer zurückzukommen: Angenommen du selbst bist dieser Radfahrer. In diesem Beispiel warst du ohne Nachtbeleuchtung unterwegs und hast dem Autofahrer seinen Vorrang genommen. Durch dein Selbstverschulden sind deine Schmerzensgeldansprüche fraglich. Bist du unfallversichert, ist das für dich aber ohnehin nachrangig. Eine gute Unfallversicherung deckt nämlich auch selbst verschuldete Unfälle (in “Eigenbewegung”) ab und bezahlt dir eine entsprechende Unfallsumme aus.
Hier heißt es: Genau hinsehen! Neben der oben genannten Unfallversicherung mit Eigenbewegung gibt es viele Modelle, die keine selbstverschuldeten Freizeitunfälle abdecken. Sie kommen in vielen Situationen nicht zum Tragen und sind daher quasi nutzlos. Ein Gespräch mit dem Versicherungsvertreter deines Vertrauuns ist in Sachen Unfallversicherung also empfehlenswert.
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Hausratversicherung
Erster Job, eigenes Auto und eigene Wohnung: Das Leben als berufstätiger, junger Erwachsener ist aufregend und bringt viele Neuerungen mit sich.
Eine eigene (Miet-)Wohnung bedeutet aber auch mehr Risiko für dich. Es wäre schade, wenn dein vom ersten Lohn gekauftes HD-TV im Großformat über Nacht gestohlen wird oder ein Wasserrohrbruch zu horrenden Handwerkerkosten führt. Daher: Mit einem vergleichsweise geringen Monatsbeitrag vorsorgen und Nerven schonen! Gute Hausratversicherungen gibt es um etwa 10 € pro Monat. Auch sie gehören zu den – wie wir finden – sehr sinnvollen Versicherungen.
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Rentenversicherung
Aktuell hat alles und jeder Angst um die eigene Rente. Zugleich ist mit dem Schlagwort private Vorsorge ein gewisses Maß an Stress verbunden. Denn: Je früher du damit beginnst, umso mehr zahlt es sich aus. Trotzdem raten wir dir: Kümmere dich zuerst um Themen wie Privathaftpflicht oder Berufsunfähigkeit. Hast du diese Versicherungen abgeschlossen und bleibt noch etwas Geld übrig, dann befasse dich mit folgenden Anlageformen:
- Betriebsrente
- Riester-Vertrag
- Lebensversicherung mit Teilauszahlung